«Heavy Use» in der stationären Psychiatrie: Analyse und Handlungsempfehlungen

socialdesign wurde vom Psychiatriekonkordat Uri Schwyz Zug beauftragt, eine Analyse zu «Menschen mit Heavy Use (HU)» in der stationären Psychiatrie zu erstellen. Hintergrund der Analyse bildete der ebenfalls durch socialdesign erstellte Bericht zur Versorgungsplanung – Erwachsenenpsychiatrie des Psychiatriekonkordats Uri Schwyz Zug. Der Bericht hatte einen Koordinationsbedarf zur Unterstützung chronisch und wiederholt psychisch erkrankter Menschen festgestellt. Die Analyse diente als Grundlage, um eine bedarfsgerechte Versorgungsstruktur bieten zu können, die Behandlungseffektivität zu steigern sowie die Behandlungskosten langfristig zu senken.

Der Analysebericht versteht unter «Menschen mit HU» erwachsene Menschen aus den Kantonen UR, SZ, ZG, welche in den Jahren 2018 und 2019 vier oder mehr stationäre Aufenthalte in einer Listenklinik des Psychiatriekonkordats aufweisen. Sie sind eine besonders vulnerable Patient:innengruppe.

Um zu erfahren, welche Merkmale Menschen mit HU aufweisen, wurde auf Basis von 96 Patient:innendaten der Listenkliniken des Psychiatriekonkordats eine datenbasierte deskriptiv-statistische Analyse durchgeführt. Somit wurde die Anzahl an Urner, Schwyzer und Zuger Patient:innen mit regelmässigen stationären Aufenthalten im Sinne von HU erhoben und Erkenntnisse bezüglich personen-, aufenthalts- und krankheitsbezogener Merkmale gewonnen.

Um Stärken und Schwächen der bestehenden Betreuungs- und Behandlungsstrukturen zu erheben, wurden 9 Interviews mit praktizierenden Expert:innen geführt. Es konnten fünf Segmente von Menschen mit HU abgeleitet werden:

  • Somatisch-induzierter HU,
  • durch eine Suchterkrankung induzierter HU,
  • HU aufgrund einer geistigen Beeinträchtigung / sozialer Faktoren,
  • Gewollter / geplanter / notwendiger HU
  • HU aufgrund chronischer, psychischer Erkrankungen.

Gleichzeitig wurden Best Practices der Versorgung von Menschen mit HU eruiert, mit dem zentralen Aspekt der guten Koordination zwischen den verschiedenen Bereichen der Psychiatrie (stationär, spitalambulant, praxisambulant) und Leistungserbringern der weiteren Versorgungslandschaft (Akutsomatik, Alters- und Pflegeheime, Institutionen für Menschen mit einer Behinderung, Behörden, Sozialdienste etc.).

Folgende Lösungsansätze zur Versorgung von Menschen mit HU wurden gemeinsam mit der Auftraggeberschaft und Fachpersonen der Triaplus erarbeitet:

  • Schaffung eines institutionalisierten Konsiliar- und Liaisondienstes
  • Treffen von individuell abgestimmten Massnahmen pro Patient:in sowie möglichst hohe Behandlungskontinuität
  • Angebot einer fokussierten ambulant-aufsuchenden Psychiatrie nach einem stationären Aufenthalt

Die erarbeiteten Lösungsansätze tragen der Heterogenität der Patient:innen mit HU Rechnung und gewährleisten eine bedarfsgerechte Versorgung, ohne grundlegende strukturelle Anpassungen in der Versorgungslandschaft vorzunehmen