Jubiläumsinterview aus der Kund:innenperspektive

Zu unserem Jubiläumsjahr (15 Jahre socialdesign) führen wir Interviews mit Personen durch, welche die Produkte und Dienstleistungen, die socialdesign mit und für Kund:innen erarbeitet, schlussendlich auch in ihrem Alltag nutzen. Mit dieser Serie möchten wir unseren Leser:innen Einblick geben in unsere konkrete Zusammenarbeit mit Kund:innen und aufzeigen was diese aus der Nutzer:innenperspektive bedeutet.

 

 

 

 

 

 

Foto: Franziska Berger

Dieses Interview handelt von einer Organisationsanalyse, welche socialdesign für das Spital Lachen durchgeführt hat. Interviewt wurde Frau Franziska Berger.


Wo arbeiten Sie und was ist Ihre Funktion?

Ich arbeite seit beinahe drei Jahren im Spital Lachen als CEO. In dieser Funktion trage ich die Hauptverantwortung für den Betrieb des ganzen Spitals. Ursprünglich komme ich aus der Pflege – neben mir gibt es nur eine Handvoll anderer Personen, die aus der Pflege stammen und heute an der Spitze eines Spitals stehen. Vor meiner heutigen Funktion hatte ich in anderen Institutionen die Rolle als Pflegedirektorin inne.

Können Sie kurz umreissen, in welchem Zusammenhang Sie mit socialdesign zusammengearbeitet haben?

Regula Ruflin (CEO und Inhaberin von socialdesign) kenne ich bereits seit längerem aus dem Health Care Women Circle (HCW), einem Netzwerk von Frauen in Führungspositionen im Gesundheitsbereich in der Schweiz. Vor etwas mehr als zwei Jahren kam es im Spital Lachen zur Situation, dass der Chefarzt einer der grösseren Kliniken um eine Pensumsreduktion bat. Er wollte aufgrund von Vereinbarkeit von Beruf, humanitären Einsätzen und Familie auf 80 Prozent reduzieren. Unsere Chefärzt:innen arbeiten in Vertrauensarbeitszeit und tragen eine hohe Verantwortung. Wir hatten daher das Gefühl, dass sich eine Pensumsreduktion auf verschiedene Ebenen auswirken könnte und diese nicht ohne fundierte Überlegungen zu bewerkstelligen ist.

Können Sie noch etwas genauer erzählen, worum es im Projekt rund um die Frage der Pensumsreduktion genau ging und wo dieses heute steht?

socialdesign stellte eine Offerte und das Design der Analyse sowie das Vorgehen stiess bei uns auf positive Resonanz. Mir war es wichtig, vor der definitiven Zusage zu prüfen, ob die Chemie zwischen socialdesign und den Mitgliedern des Kaders, welche in der Folge interviewt wurden, stimmt. Wir verabredeten uns also für ein erstes Treffen und es wurde klar, dass socialdesign bei uns intern auf viel Akzeptanz stösst. Anschliessend begann socialdesign mit der Organisationsanalyse: Es wurden Einzelinterviews mit den Personen des Kaders durchgeführt und analysiert respektive anhand einer SWOT-Analyse geschaut, wo Potenziale und Risiken innerhalb dieser Klinik liegen. Daraus entstand ein Bericht mit Empfehlungen, welche verdeutlichten, unter welchen Bedingungen eine solche Pensumsreduktion gelingen würde.
Nachdem die Studie im Kader vorgestellt wurde, machten wir uns intern an die eigentliche Arbeit: Aus den Empfehlungen resultierten verschiedene nächste Schritte. Die Fachbereichsleitungen wurden definiert, Verantwortungen und Kompetenzen bei den einzelnen Personen im Kader geprüft und teilweise gegen unten delegiert – und der Chefarzt, dessen Pensumsreduktion am Beginn des Prozesses stand, konnte ebenfalls Verantwortung abgegeben. Die Analyse stiess also bei uns auf viel Resonanz.

Worin sehen Sie den Vorteil, wenn ein externer Partner wie socialdesign für eine Organisationsanalyse herbeigezogen wird?

Meines Ermessens nach, ist in gewissen Situationen eine neutrale Aussensicht Gold wert. socialdesign hat in komplexen Fragen kein Interesse, sich für oder gegen jemanden zu entscheiden. Dies ist gerade in verstrickten organisationspolitischen Fragen intern schwierig zu bewerkstelligen. Ausserdem waren in unserem spezifischen Fall die internen Kompetenzen, Ressourcen und Hintergründe nicht vorhanden, eine Organisationsanalyse selbst durchzuführen. Und so war es für das Spital Lachen eine Möglichkeit, eine systematische Analyse zu erhalten, mithilfe derer die Standpunkte des Kaders und daraus resultierende Konsequenzen klar wurden.
Natürlich muss man sich entscheiden, ob eine solche Analyse den finanziellen Aufwand wert ist. Und damit meine ich nicht nur die Kosten für den externen Auftrag, sondern auch die internen Ressourcen, welche dafür aufgewendet werden. Der grosse Vorteil für uns war, dass sich die Mitarbeitenden in ihren Rollen verstanden fühlten, dass ihre Anliegen ernst genommen wurden und, dass sie Verantwortung übernehmen konnten. Letztendlich ist dies ein sehr wichtiges Resultat der Organisationsanalyse: Die Mitarbeitenden des Kaders sind sich ihrer Verantwortlichkeiten bewusst und wissen welche Kompetenzen sie haben.
Ob ich in nochmal gleich vorgehen würde, kann ich aktuell nicht abschätzen. Ich war neu in meiner Funktion und die externe Sichtweise war für die Klinik, den Chefarzt, das Kader und mich selbst sehr wertvoll. Letztendlich bleibt es eine situative Entscheidung, ob es sinnvoll ist, einen Auftrag extern zu vergeben. Ich denke es ist ein Abwägen zwischen der wirtschaftlichen Situation, in welcher sich eine Organisation befindet, den intern vorhandenen Kompetenzen und der Dringlichkeit der Situation.

Was möchten Sie socialdesign für die nächsten 15 Jahre mit auf den Weg geben?

Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass socialdesign breit aufgestellt bleibt, aber nicht alle Felder beackern möchte. Dies heisst nicht, dass der Fokus nur auf einem Teilbereich des Gesundheitswesens bleibt – aber es ist sicherlich entscheidend, dass der Mut aufgebracht werden kann, einen Auftrag abzusagen, wenn beispielsweise die Kompetenzen nicht da sind. Soweit ich dies beurteilen kann, hat socialdesign einen sehr guten Ruf und den gilt es sicherlich zu bewahren. Ausserdem scheint Compliance ebenfalls wesentlich, d.h. socialdesign sollte wahrscheinlich nicht unterschiedliche Interessen gleichzeitig vertreten müssen.
Ich schaue sehr gerne zurück auf die angenehme Zusammenarbeit mit socialdesign und so wünsche ich euch, dass ihr eure Kundenorientierung aufrechterhaltet und weiter bedeutende Analysen komplexer Probleme in Organisationen einbringt.
Letztendlich wünsche ich socialdesign Bescheidenheit – ihr seid schon breit aufgestellt und es lohnt sich sicherlich, bei den Themen zu bleiben, in denen ihr sattelfest seid. Ich gratuliere socialdesign zum 15-jährigen Bestehen!

Vielen herzlichen Dank für das anschauliche Interview, Frau Berger!