Weiterentwicklung Behindertenpolitik Kanton Glarus

2019 startete der Kanton Glarus ein Projekt zur Ausrichtung des kantonalen Behindertenwesens an der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK). Nun liegen erste Ergebnisse vor: Ein von socialdesign erarbeiteter Bericht liefert eine Einschätzung zu Stärken und Optimierungspotentialen des Glarner Behindertenwesens und gibt Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Angebots für Menschen mit Behinderung ab.

Einbezug der Betroffenen-Perspektiven

Damit die Glarner Behindertenpolitik noch stärker an den Bedürfnissen der Betroffenen ausgerichtet werden kann, wurden Menschen mit Behinderung, Angehörige und Fachpersonen befragt. Erhoben wurden die Zufriedenheit mit dem bestehenden kantonalen Angebot sowie der Bedarf zur Weiterentwicklung aus unterschiedlichen Perspektiven in den Bereichen Wohnen, Beruf und Bildung und soziale Teilhabe.

Hohe Zufriedenheit mit dem bestehenden Angebot

Insgesamt zeigen sich die drei Gruppen der Befragten zufrieden bis sehr zufrieden mit dem bestehenden Angebot im Kanton Glarus und schätzen die Zusammenarbeit mit den Institutionen und Organisationen. Der partizipative Ansatz des Glarner Behindertenwesens ist somit weiterzuverfolgen und nach Möglichkeiten zu intensivieren. Um Selbstbestimmung und Partizipation von Menschen mit Behinderung stärker zu fördern, wird jedoch empfohlen, die Zugänglichkeit zu Informationen weiter zu verbessern.

Wichtigste Handlungsempfehlungen für die Bereiche Wohnen, Beruf und Bildung und soziale Teilhabe

Das kantonale Angebot im Bereich Wohnen soll das Bedürfnis von Menschen mit Behinderung nach selbstständigem Wohnen und nach mehr Privatsphäre und Mitbestimmung in institutionellen Wohnsituationen nach Möglichkeiten noch stärker abdecken. Zudem wird empfohlen, das bestehende Entlastungsangebot für Angehörige bekannter zu machen und bedarfsgerecht zu ergänzen. Um Menschen mit Behinderung den Zugang zum ersten Arbeitsmarkt zu erleichtern, soll unter anderem die Förderung zusätzlicher inklusiver Arbeitsplätze intensiviert werden. Zudem wird vorgeschlagen, ein kantonales Netzwerk zu schaffen, in dem Menschen mit Behinderung, Arbeitgebende, Verbände und kantonale Stellen regelmässig Herausforderungen der beruflichen Integration diskutieren und gemeinsam Lösungen entwickeln. Um dem Bedürfnis von Menschen mit Behinderung nach inklusiver Freizeitgestaltung nachzukommen, sollen Angebote in diesem Bereich verstärkt unterstützt werden.
Die detaillierten Ergebnisse der Analyse und die vollständigen Handlungsempfehlungen finden Sie im Bericht «Angebotsentwicklung für Menschen mit Behinderung im Kanton Glarus – Standortbestimmung und Empfehlungen».

Umsetzung der empfohlenen Massnahmen

Der Kanton Glarus lässt in einer Medienmitteilung verlauten, dass die empfohlenen Massnahmen von den zuständigen Stellen geprüft und umgesetzt werden. Der Landsgemeinde 2024 soll ein Behindertenintegrationsgesetz unterbreitet werden, das die wichtigsten Punkte zur Anpassung der generellen Behindertenpolitik und des Angebots für Menschen mit Behinderung an die UN-BRK und die aktuellen Entwicklungen regelt.